Von Mittersill nach Kitzbühel
Da war er also, der große Tag. Die gefühlt härteste Etappe, von uns über die letzten Tage aufgebauscht bis fast nichts mehr zu bauschen war: Pass Thurn. Würde uns der Berg in die Knie zwingen? Würde es ein Spaziergang werden? Oder ein zähes Ringen zwischen The Mountain und uns wilden Hunden mit ungewissem Ausgang?
Doch der Reihe nach.
Ein gutes Frühstück im Magen ging es für uns von Mittersill direkt steil bergauf bis zum Schloss. Auf der zweiten Kehre schon überholte uns unser Lastenradler mit lockerem Tritt, er sollte sich später sogar ärgern, nicht noch schneller gewesen zu sein. Den Bergsprint konnten wir also abhaken, dieser Sieg gehörte ihm. Scheinbar hatte er die ersten elf Etappen genutzt, um ordentlich Schwung zu holen.
Wir dagegen schritten tapfer bergan, die Wege waren perfekt, weil kein Asphalt, und auch das Wetter war angenehm. Noch. Die Drohne kam zum Einsatz und wir fingen schon an, von einem Spaziergang zu sprechen. Und dann schlug er zu, der Berg.
Gegen uns furchtlose Kultur-Geher hatte er sich mit dem Wetter verschworen. Und dieses fand es wäre eine gute Idee, uns mit schönen auf der Haut stechenden Graupelschauern zu erfreuen, die uns in der Horizontalen entgegenpfiffen. Wir hatten uns zwar rechtzeitig in die Regenwäsche eingepackt, aber jede offene Hautstelle wurde attackiert. Gnadenlos. Sogar dem Gunnery Sergeant lief die Nase. Und der Berg legte uns immer wieder alte Eis- und Schneefelder in den Weg. Doch wir bezwangen ihn trotzdem!
Auf der Passhöhe warteten Christine Hahn und Stephanie Müllauer-Hahn mit Tee auf uns, wir machten aber nur kurz halt, um auch möglichst schnell wieder abzusteigen. Wir hatten es zwar bis hier geschafft, aber die Götter soll man nicht zu sehr erzürnen.
Auf unserem Wanderweg kamen wir leider nicht am Testbus vorbei, und so verpassten wir nicht nur die Gelegenheit, uns bei Wind und Schnee in der Nase bohren zu lassen, sondern konnten auch nicht miterleben, wie vor unserem Gunnery Sergeant salutiert wird. Auch den Etappensieg bei der Stiftung Coronatest holte sich also unser Weißer Kenianer. Dafür wurden wir mit tollen Wegen und der – trotz des Wetters – bis jetzt schönsten Etappe belohnt. Und auch die militärische Bestätigung holten wir uns selbst, denn Pass Thurn bei schönem Wetter kann jeder.
Über Jochberg ging es für uns bis Aurach, wo Familie Pletzer uns mit einer echten Tiroler Speckjause und dem dazugehörigen Schnaps versorgte. Mehrfach. Danach war es bis Kitzbühel nur ein Katzensprung und auch das Wetter relativ egal. Das lag aber sicher an den aufmunternden Worten der Miss Alpin und nicht am Schnaps. Ganz sicher.
In Kitzbühel begleitete uns Hanspeter „Peggo“ Jöchl durch die Stadt bis zum Quartier. Dort konnten wir sogar eine Physio-Therapie in Anspruch nehmen und wurden hervorragend von einem Catering bekocht. Quasi als Ansporn hatten wir uns sogar unterwegs wünschen dürfen, was wir gerne hätten.
Andi hatte zuvor auch die Tagesetappe für sich entschieden, dafür aber für uns schon die Zimmer im Gasthof Eggerwirt bezogen und den Hänger zur Reparatur gebracht. Dieser hatte einfach einmal zu oft versucht, unseren Strampler zu überholen, und so sah sich der Veganer gezwungen, auch dieses Gefährt noch in seine Schranken zu weisen.
Später plauderten wir noch bei ihrem Podcast mit Omar Sarsam, Michael Niavarani und Klaus Eckel, ehe es in den wohlverdienten Schlaf ging.